Ich war noch nicht einmal 30 Jahre alt, als mein Leben deftig aus den Fugen geraten ist und ich aus meiner Balance gekommen bin. Als der Arzt mich mit meiner Erschöpfungsdepression (heute würde mal wohl Burnout sagen) konfrontierte, wollte ich es zuerst gar nicht wahrhaben und habe mich sogar richtig über ihn geärgert.

Was ist passiert? Zu lange habe ich meine eigenen Kräfte zu wenig beachtet und mich nicht um eine gesunde Selbstfürsorge gekümmert. Dann war es plötzlich zu spät.

Der Weg zurück in eine gute Balance mit einer gesunden Selbstfürsorge war nicht leicht und ich würde ihn anderen gerne ersparen. Auch wenn ich jetzt im Rückblick feststelle, dass ich durch diese einschneidende Erfahrung für mich persönlich und für meine Arbeit als Life-Coach extrem viel lernen konnte.

Mag sein, dass mich gerade darum das Thema «Wie finde ich eine gute Balance im Leben und was hat das mit einer gesunden Selbstfürsorge zu tun?» so interessiert. Magst du dich auf meine Impulse einlassen? Dann lies gerne weiter.

Woran können wir erkennen, dass wir aus der Balance gefallen sind?

Oft merken wir erst dann, dass wir die Balance verloren haben, wenn es schon starke Auswirkungen in unserem Leben hat. Du erkennst es möglicherweise daran:

  1. Emotionale Zeichen:
    • Wenn du dich emotional überfordert oder leer fühlst, schnell erschöpft bist, vermehrt Angst hast, lustlos oder gelangweilt bist.
    • Wenn du plötzlich sehr nahe am Wasser gebaut bist oder emotional überreagierst, ausrastest oder dich beleidigt zurückziehst.
  2. Körperliche Zeichen:
    • Wenn sich körperliche Symptome melden. Bei mir waren es damals Herzrasen und Engegefühle. Es können auch Anspannungen, Rückenschmerzen, Bauchweh, Kopfweh etc. sein.
  3. Beziehungsstress:
    • Wenn du dich vermehrt zurückziehst, Beziehungen vermeidest oder vernachlässigst.
    • Bei ganz vielen Frauen, Müttern oder Grossmüttern beobachte ich, dass sie sich oft selbst übergehen. Sie sind wahre Heldinnen, wenn es darum geht, für andere zu sorgen. Sie sind bereit, sich selbst zurückzunehmen, damit es für die anderen «stimmt». Die Gefahr dabei ist, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse verleugnen und ihre Grenzen missachten. Das ist langfristig gesehen alles andere als hilfreich und nicht förderlich für ein gesundes, gelingendes Leben.

So war es auch bei mir. Ich weiss noch gut, wie ich bis zu dieser Zeit dachte: Was ich will, das kann ich. Es hat mich einiges an Stolz gekostet, zu erkennen, dass dies auch mit meiner optimistischen, fröhlichen, lösungs- und zielorientierten Art plötzlich nicht mehr möglich war.

Dass wir keine gute Balance im Leben haben,
merken wir oft erst dann, wenn wir sie verloren haben.
Esther Nogler

Was kann uns typischerweise aus der Balance bringen?

  1. Überforderung, die über längere Zeit anhält.
    • Wenn die Herausforderungen, die wir bewältigen müssen nicht mehr im Verhältnis zu unseren Ressourcen stehen.
    • Wenn wir mit dem, was wir an Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung haben, nicht angemessen darauf reagieren können.
  2. Angriffe und Kritik auf unsere Person.
    • Wenn wir uns plötzlich nicht mehr geliebt, wertgeschätzt fühlen und den Eindruck haben, nicht mehr zu genügen.
    • Wenn wir befürchten, den Respekt zu verlieren oder nicht mehr dazuzugehören.
  3. Eigene Grenzen und Bedürfnisse missachten.
    • Wenn wir ständig und über längere Zeit mehr geben als gut für uns ist.
    • Wenn wir uns selber verleugnen, und nicht respektieren, was wir brauchen, z.B. das eigene Ruhebedürfnis oder das Bedürfnis nach Gemeinschaft.
  4. Überhöhte Erwartungen an sich und andere.
    • Wenn wir denken, dass wir alles alleine schaffen müssen oder nicht um Hilfe bitten dürfen.
    • Wenn wir uns ständig abwerten, weil wir enttäuscht sind über uns oder bitter sind über Menschen, die uns enttäuscht haben.
    • Wenn wir uns laufend Vorwürfe machen und uns einreden, «Das solltest du doch auch schaffen, XY kann es auch» etc.
  5. Schicksalsschläge und Veränderungen.
    • Wenn wir mit einer Krankheit konfrontiert werden oder sie einen Menschen betrifft, der uns nahesteht. Wie es aktuell bei mir der Fall war, als ich mit der Krebserkrankung meines Mannes konfrontiert wurde. Ein Todesfall, Unfall oder generell Veränderungen, die uns von aussen aufgezwungen werden, können uns auch aus der Balance bringen. Es können auch gewünschte und sogar schöne Veränderungen sein, die uns vorübergehend aus der Balance werfen können, wie heiraten, ein Kind kriegen, den Wohnort wechseln.

Was ist eine gute Balance?

Das Empfinden, was eine gute Balance ist, bleibt immer ein individuelles Erleben. Jeder Mensch nimmt es unterschiedlich wahr. Was für die eine Person absolut stimmig ist, kann für die andere eine Überforderung darstellen.

Es geht darum, deine persönliche Balance zwischen jeweils zwei Polen zu finden, wie:

  • Geben und Empfangen
  • Nähe und Distanz
  • Allein sein und Gemeinschaft
  • Anspannung und Entspannung
  • Arbeiten und Ausruhen
  • Schlafen und Wachsein usw.

Für einige erscheint dies wie ein schmaler Grat zu sein, auf dem sie herunterfallen können. Sie befürchten, dass sie zu Egoisten werden, wenn sie gut für sich sorgen und auf ihre Balance achten. Vor lauter Angst davor, missachten sie ihre Kräfte, Grenzen und Bedürfnisse.

Ich habe bei vielen meiner KundInnen erlebt, dass diese Angst vor Egoismus unbegründet ist und vielmehr das Gegenteil der Fall ist.
Eine gute Selbstfürsorge hat nichts mit Egoismus zu tun. Sie hilft dir vielmehr auch andere im Blick zu haben.

Erst wenn wir gelernt haben, gut für uns selbst zu sorgen, achtsam zu sein, die Selbstfürsorge im Blick zu haben, erst dann, können wir auch wieder besser für andere da sein und uns für sie und unsere Projekte einsetzen.

Vielleicht hilft uns dies besser zu verstehen, wenn wir an die Anweisung denken, die wir jeweils im Flugzeug erhalten. «Lege zuerst dir die Sauerstoff-Maske an und erst dann kümmere dich um andere.»

Was hilft uns, eine gute Balance im Leben zu erreichen?

  1. Klares Bewusstsein der eigenen Grenzen:
    • Wenn wir lernen, achtsam zu sein und zu erkennen, was wir brauchen. Sei es in Bezug auf Beziehungen, unseren Emotionen, unseren Körper usw.
  2. Klarer Focus:
    • Wenn wir genau wissen, was wir wollen und was nicht.
  3. Klare Kommunikation:
    • Wenn wir uns für das einsetzen, was uns wichtig ist und einen klaren Standpunkt einnehmen und diesen vertreten.
  4. Loslassen von überhöhten Erwartungen an mich selber und andere:
    • Wenn wir innere Antreiber oder Überzeugungen aufdecken, die uns lähmen, blockieren oder schaden und diese ungesunden Vorstellungen loslassen.
  5. Realitätscheck und Akzeptanz:
    • Wenn wir immer wieder klären, was Sache und was nur eine Vermutung ist, die vielleicht gar nie eintrifft oder eine Angst, die völlig unbegründet ist.
  6. Gesunde Selbstfürsorge:
    • Wenn ich mich bewusst immer wieder aufladen lasse. Genau wie ich meinen E-Bike-Akku jeweils auflade, so lade ich auch meine innere Energie auf. Bei mir geschieht das u.a. durch alleine sein, lesen, kreativ tätig sein, beten, gut essen, genügend trinken, draussen in der Natur sein.

Mehr dazu erfährst du in meinem Blogbeitrag «Wissenswertes über mich».

Mein Fazit und warum es sich lohnt, eine gute Balance im Leben zu gewinnen und zu behalten!

Eine gute Balance im Leben zu gewinnen, kann man lernen. Vielleicht gelingt das nicht sofort und nicht immer, aber mit der Zeit realisieren wir immer früher, wenn wir auf die eine oder andere Seite in Schieflage geraten. Das Ziel ist nicht, ständig völlig ausbalanciert zu sein. Es gibt Zeiten, da müssen wir besonders viel ertragen, sind belasteter und angespannter, aber dann braucht es wieder Zeiten der Ent-Lastung und Ent-Spannung und eine besonders gute Selbstfürsorge.

Vielleicht braucht es dazu eine Portion Gelassenheit, wie sie in dem bekannten Gebet von Reinhold Niebuhr angesprochen wird:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr

Ein Leben in einer guten Balance mit einer hilfreichen Selbstfürsorge lohnt sich, denn es ist ein Schlüssel für ein gelingendes Leben. Es setzt viel Freude, Leichtigkeit, Energie, Zufriedenheit, Tatkraft frei, die es dir ermöglicht, nicht nur uns selber im Blick zu haben, sondern auch dein Gegenüber, dein Herzensthema und deine Aufgaben. Schliesslich geht es nicht nur darum, dass du einfach nur überlebst, sondern dass du lebst und dankbar deine Gestaltungsmöglichkeiten nutzt.

Wie steht es aktuell um deine Lebensbalance? Möchtest du dein Leben besser in Balance bringen?

Kontaktiere mich per E-Mail oder lass uns in einem kurzen Telefongespräch klären, was dich dabei am besten unterstützt.

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